Blog Kolumne

So fühlt es sich an, während der Coronakrise Vater zu werden

Daniel Schriber

6. April 2020

Daniel Schriber

«Wenn du wüsstest, was damals los war…» So oder ähnlich wird es klingen, wenn ich meiner Tochter irgendwann vom Tag ihrer Geburt erzählen werde. Elin Lina erblickte am 15. März das Licht der Welt. Am Tag danach erklärte der Bundesrat die «ausserordentliche Lage» für das ganze Land. Es sind verrückte Zeiten, um diese Erde zu betreten. Elin tat es trotzdem – und wir, ihre Eltern, sind überglücklich darüber. 

Die ersten Tage mit unserem Kind waren irgendwie surreal. Einerseits erlebten wir im Luzerner Kantonsspital die ersten gemeinsamen Stunden als Familie, andererseits herrschte draussen vor der Tür der Ausnahmezustand – schlimmste Krise seit dem 2. Weltkrieg. Über Zeitungen und Social Media erfuhren wir von den Ereignissen auf der ganzen Welt, so richtig dabei waren wir jedoch nicht. Das lag auch daran, dass wir in der Frauenklinik keinen Besuch empfangen durften. Das Gute daran: Meine Frau und ich hatten drei Tage Zeit, um unsere Kleine in Ruhe zu bestaunen und von Kopf bis Fuss kennenzulernen. 

Mittlerweile sind wir seit einigen Tagen zuhause. Unser Baby hält uns ganz schön Trab – vor allem aber bereitet uns Elin grosse Freude. Nicht nur uns: Über Whatsapp und Facetime bleiben auch die Grosseltern täglich über die neusten Ereignisse rund um ihre Enkelin informiert. «Dank» Corona dauert zudem auch unsere gemeinsame Elternzeit länger als geplant. Da ich als freischaffender Texter im Zuge der Krise einige Aufträge verloren habe, bleibt mir in den kommenden Wochen unverhofft mehr Zeit, daheim zu sein. Trotz finanzieller Verluste überwiegt die Freude über die geschenkte Zeit. Vielleicht auch, weil man in Zeiten wie diesen seine Prioritäten bewusst hinterfragt?

Niemand weiss heute, wie sich diese Krise entwickeln wird – und wann wir unsere Elin endlich ohne Bedenken unseren Freunden und Verwandten vorstellen dürfen. Wenn es soweit ist, freuen wir uns umso mehr darüber. Natürlich werde ich meiner Tochter in ferner Zukunft auch davon berichten. Hoffentlich wird sie dann sagen: «Ach Papi, langsam ist genug. Diese Corona-Geschichte ist doch schon lange vorbei und überstanden!»